Mittwoch, 9. April 2008

Das rettende Musical?

Noch ist es viel zu früh, um Bilanz zu ziehen und es ist ja erst der erste Streich, aber schon ist es wieder ruhig geworden um Plan-T. Der Sturm im Basler Tangowasserglas hat sich schnell gelegt und es ist schon nach 3 Monaten kaum mehr nachvollziehbar, warum die Wellen so hoch schlugen. Bis jetzt läuft die Sache auch ziemlich unbe(ob)achtet vom Gros der Tangotänzer (BTG).

Die ersten Crashkurse sind zu Ende und einige davon waren auch ausgebucht, die Dienstags-Mittagsmilonga war schnell kommentar- und ziemlich besucherlos abgesetzt worden, dabei waren Schlüssel- und andere logistischen Probleme wohl nicht die Ursache. Der geleiteten Practica scheint ein gewisser Erfolg beschieden, aber an den offenen Practicas bei Udo war man wohl eher unter sich. Jetzt laufen die Fortsetzungskurse, wobei ein paar ja an die Tangoschule Basel abgetreten wurden, die übrigen sind aber ausgebucht. Im Mai beginnt die zweite T-Log Staffel, sprich Anfängerkurse. An Engagement fehlt es seitens der Organisatoren sicher nicht!

Die Flashmobs haben den Beteiligten anscheinend sehr Spass gemacht, wie man auf dieser schönen Bildserie sehen kann, aber so im Flashmob-Spirit scheint das dann doch nicht abzugehen. Ich habe an der Werbekampagne wenige Unterschiede zu Respektakel 2006 und Cortège Globâle 2007 erkennen können.

Es wurde zwar nirgends so formuliert, nennen wir es eine weitere meiner wilden Spekulationen, aber die Jüngeren scheinen mir doch das hauptsächliche Zielsegment von Plan-T zu sein. Und hier scheinen sie auch einen relativen Erfolg zu haben, aber parallel dazu siechen die Unikurse ein bisschen vor sich hin. Bei Mathis waren die Kurse nur etwa zur Hälfte ausgebucht, bei den Anfängern hatten sich zum Beispiel kurz vor Anmeldeschluss gerade 4 Männer für 15 Plätze gemeldet. Auch das Einführungsweekend bei Michelle und Joachim hat knapp das Minimum an Teilnehmern erreicht. Hoffen wir mal das alle die dort fehlen in den Plan-T-Kursen sind.

Vielleicht kommt die Wende ja durch das Tango Musical Tanguera, so dass scharenweise Tangointeressierte die Schulen stürmen, nur wird das wohl eine andere Alterskategorie sein. Dann hätte das Musical ja auch einen Nutzen, nachdem die Tanguera-Plakate neben jenen vom Ostertango den einen oder anderen nicht eingeweihten Tanzinteressierten wohl eher verwirrt haben.

Ostertango Nachlese

Spannend zu lesen ist der Schlagabtausch im Tangoinfo Forum, welchen Michael zufällig losgetreten hat. Eigentlich ging es ja um die Tanzlehrer und auch in Basel haben sich viele gefragt warum Julio und Corinna nach etlichen Jahren nicht mehr kommen. Aber schon im Titel des Beitrags stand die „Alten“ und da gerät in der Plan-T geschwängerten Luft wohl bei einigen das Blut in Wallung. Joachims gewohnt pointierter Beitrag hat dann den Stein ins Rollen gebracht. Aber Joachim und TrashCash (dieses Pseudo, nicht die Person dahinter, erinnert mich immer das hier) haben die Sache ja schon bei einem Bier oder Café in der Mitte besprechen können. Ich habe aber Bedenken, ob sie sich auch einig geworden sind.

Ein paar persönliche Gedanken habe ich aber auch...

Oft entspricht die Wahrnehmung die man selbst von sich und seinem Verhalten auf der Tanzfläche hat, nicht jener der Mit-Tänzer… und ich lasse andere den ersten Stein werfen? Sicher kann man sich stundenlang auslassen über hohe Boleos der stiletto-bewehrten Damen, männliche Rückschritte, fehlende Tanzbahnen und –Fluss, die fehlende Vorbildfunktion von einigen Tanzlehrern und die dazu schweigenden Milonga-Organisatoren, aber schlussendlich sind wir alle Akteure und Leidtragende bei diesem Zusammenspiel.

Zwei Punkte liegen mir persönlich am Herzen:
  • Der Respekt gegenüber den Anderen. Man kann auf der Tanzfläche nicht einen Zweier-Egotrip schmeißen und es reicht auch nicht(!), wenn man die anderen Paare beim Tanzen nicht berührt. Die Tanzfläche ist eine beschränkte Ressource (was ich mir davon mehr nehme geht den Anderen ab) und der Fluss des Ganzen ist wichtig. Immer wieder lesenswert ist hier zu der Bericht von Chiquilin.
  • Ein entkrampfter Umgang mit auftretenden „Problemsituationen“; ein Nicken, ein Lächeln, ein Handzeichen, eben Kommunikation. Lieber einmal zu viel entschuldigen, als einmal zu wenig. Das würde die Situation oft entspannen, aber leider ist dies nicht immer an der Tagesordnung.
Speziell die bessern und milonga-erfahrenen Tänzer sollten dem Rechnung tragen.

Was „Anfänger“, wohl ironisch gemeint, vorschlägt ist leider natürlich nicht durchsetzbar, aber es gibt Milongas, bei denen man die Tänzer immer wieder zu Respekt anregt und gegebenenfalls auch ermahnt.

Aber nächstes Jahr könnte ja alles anders werden. Gibt es da nicht Ideen von einer Parallel-Milonga im Tiefpreissegment? Ohne Orchester, ohne Show, auch fürs schmale Studentenbudget geeignet, im kleinen Volkshaussaal? Das würde der „neuen Szene“ natürlich sehr entgegen kommen und könnte auch gewisse Reibungsflächen entfernen. Es wäre nur schade wenn es zur Scheidung kommen würde, wie dies anderen Orts schon passiert ist. Lassen wir uns überraschen, was sie uns für ihr 10 jähriges Jubiläums-Festival reserviert haben.

Das Tango Abschlussfest

Da muss ich leider auf Augenzeugenberichte zurückgreifen. Die Mitte war voll wie sich das Irma und Martina wohl für ihre Sonntage auch wünschen. Viele der weitgereisten Tangotouristen waren noch zu gegen, wie auch der BTU (Basler Tango Underground ) in Großaufgebot, dafür haben anscheinend ein paar Vertreter der BTG (Basler Tango Garde ) gefehlt.

Die Musik war, wer Irma und Martina kennt wird nicht überrascht sein, recht klassisch.
Die "Ecke der Maestros" war eher zurückhaltend und die Chacarera-Einlage zwar länglich, aber sehr schön. Auch auf der Tanzfläche ging es ruhiger zu, denn die Meisten hatten halt schon 5 Tage in den Beinen.